Berufsgenossenschaft löst Aufstand aus: Fertighaus-Unternehmen rebellieren gegen Beitragserhöhung
Die Lage der Fertighaus-Branche in Deutschland ist angespannt. Die Auftragslage vieler Unternehmen hat sich drastisch verschlechtert, da der Bau von Einfamilienhäusern aufgrund gestiegener Baupreise und Bauzinsen seit 2022 stark zurückgegangen ist und die Zahl der Baugenehmigungen einen Tiefpunkt erreicht hat. Die drohende Insolvenz, wie im Fall von Davinci-Haus im Westerwald, verstärkt die prekäre Situation zusätzlich. Inmitten dieser schwierigen Lage hat die Berufsgenossenschaft Bau die Beiträge für die Unternehmen massiv erhöht – und das nicht unerheblich.
Nach Einschätzungen der Fertighausverbände werden die Beiträge der Unternehmen im Jahr 2024 aufgrund einer Neuklassifizierung um durchschnittlich etwa 100 Prozent steigen. Die Berufsgenossenschaft bestätigte zumindest eine Erhöhung um etwa 90 Prozent. Die Benachrichtigungen über die Beitragsänderungen für 2024 sollen Ende April oder Anfang Mai bei den Unternehmen eintreffen.
Rebellion der Fertighaus-Unternehmen
Die drastische Erhöhung der Beiträge hat eine ungewöhnliche Reaktion ausgelöst. Rund 180 Fertighaus-Unternehmen haben fristgerecht Widerspruch gegen die Veranlagungsbescheide eingelegt, die Ende November 2023 verschickt wurden und die Beitragserhöhung vorbereiteten. Die meisten dieser Unternehmen beteiligen sich an der Gründung einer Interessengemeinschaft Arbeitssicherheit Holzfertigteilbau (IGAH), die über Verbandsgrenzen hinweg von den beiden normalerweise konkurrierenden Branchenorganisationen, dem Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) und dem Deutschen Holzfertigbau-Verband (DHV), ins Leben gerufen wurde. Diese Interessengemeinschaft soll juristische Argumente, Gutachten und Blaupausen liefern, um gegen die Berufsgenossenschaft vorzugehen, sobald ihre Widersprüche abgelehnt werden.
Klagewelle vor Sozialgerichten erwartet
Es ist absehbar, dass eine Klagewelle auf die Sozialgerichte zukommt. Die Fertighaus-Unternehmen sind entschlossen, ihre Interessen zu verteidigen, da die Berufsgenossenschaft voraussichtlich nicht nachgeben oder Kompromisse eingehen wird. Die Empörung in der Branche ist groß, da die Unternehmen und Verbände die Grundlage für die Beitragserhöhung nicht nachvollziehen können.
Die Fertighaus-Unternehmen protestieren insbesondere gegen die Zusammenführung mit den Zimmereien in einen neuen Gefahrentarif. Diese Mischkalkulation führt dazu, dass die Handwerksbetriebe erheblich niedrigere Beiträge zahlen müssen, während die Fertighaus-Hersteller deutlich höhere Beiträge entrichten müssen. Die Betroffenheit in der Branche schweißt die Unternehmen zusammen, und es ist zu erwarten, dass die Auseinandersetzung vor den Gerichten weitergeht.
Fertighausbau vs. Zimmerer: Argumente gegen die Zusammenführung
Die Fertighaus-Verbände argumentieren vehement gegen die Zusammenführung mit den Zimmerern. Sie weisen darauf hin, dass die Unfallhäufigkeit bei den Zimmereibetrieben signifikant höher ist als bei den Fertighaus-Mitarbeitenden. Zudem unterscheiden sich die Tätigkeiten und Arbeitsbedingungen beider Branchen erheblich.
Die Fertighaus-Hersteller arbeiten vorwiegend in geschlossenen Werkhallen mit hoher Vorfertigung, während die Zimmerer hauptsächlich auf Baustellen tätig sind und Kleinstbetriebe mit wenigen Mitarbeitern darstellen.
Insgesamt stellt sich die Frage, ob die Zimmerer und der Fertighausbau wirklich in einem Gewerbe zusammengefasst werden sollten, was von den Funktionären der Fertigbau-Branche als nicht nachvollziehbar angesehen wird.
Kontaktinformationen für Unternehmen:
Berufsgenossenschaft Bau Telefon: 030 85781-0 Website: www.bgbau.de
Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) Telefon: 07231 803-0 Website: www.fertigbau.de
Deutscher Holzfertigbau-Verband (DHV) Telefon: 069 153004-0 Website: www.holzfertigbau.de