Mit 42.000 Pferdestärken und Dieselantrieb: Ein Fall von Klima-Kritikern und Kreuzfahrt-Verlockungen
Hendrik Fauer (54): Vom Prozess in Flensburg direkt aufs Kreuzfahrtschiff
Hendrik Fauer, ein Elektro-Ingenieur im Alter von 54 Jahren, ist ein prominenter Aktivist der „Letzten Generation“, die sich für Umweltschutz einsetzt. Doch jüngste Ereignisse werfen ein Schlaglicht auf seine eigenen Entscheidungen: Fauer, der sich öffentlich gegen die globale Erderwärmung und fossile Brennstoffe ausspricht, fand sich kürzlich auf einem Kreuzfahrtschiff wieder, das stolze vier Dieselaggregate mit insgesamt 42.000 PS unter der Haube hat und bis zu 750 Autos befördern kann.
Ein Klima-Kritiker auf hoher See: Der Konflikt zwischen Worten und Taten
Ursprünglich sollte Fauer gestern vor dem Amtsgericht Hannover erscheinen. Ihm wurde Hausfriedensbruch vorgeworfen, nachdem er zusammen mit drei weiteren Aktivisten die Sitzung eines Parlaments gestört hatte, wobei zwei von ihnen den Boden und die Wände mit Kreidespray beschmierten. Der entstandene Schaden wurde auf 9.434 Euro beziffert. Doch anstatt sich dem Prozess zu stellen, entschied sich Fauer dazu, lieber auf dem Kreuzfahrtschiff gen Norwegen zu fahren, anstatt vor Gericht zu erscheinen.
Während seine Mitstreiter – zwei Studenten und eine Psychologin – im Gerichtssaal ihre Anhörung hatten, genoss Fauer die Annehmlichkeiten der „MS Color Fantasy“ auf ihrer Fahrt durch die Ostsee. Seine geplante Reise führte ihn von Kiel nach Oslo und zurück, in einer Drei-Sterne-Kabine mit Meerblick. Diese Entscheidung, während seiner Verhandlung auf hoher See zu sein, sorgte für betretenes Schweigen unter den übrigen Aktivisten im Gerichtssaal und erinnerte stark an ähnliche Vorfälle, bei denen Umweltaktivisten Flüge nach Bali buchten, anstatt vor Gericht zu erscheinen.
Konsequenzen und ein zweifelhafter Kompromiss
Die Richterin Monika Pinski stellte das Verfahren gegen eine Geldauflage von 300 Euro ein, die der Umweltorganisation BUND zugutekommen soll. Sie kommentierte die Entscheidung mit den Worten: „Wir sitzen ja alle in einem Boot.“ Dieser Fall wirft ein Licht auf die Komplexität von Aktivismus und persönlichen Entscheidungen in Bezug auf Umweltschutz und die damit verbundenen Herausforderungen, wenn es darum geht, Idealismus und Pragmatismus in Einklang zu bringen.